Stadt­ka­pel­le Wan­gen in Los Cris­tia­nos und El Méd­a­no

Wer vor einem Jahr das Tene­rif­fa-Gast­spiel des Biber­acher Jugend­blas­or­ches­ters unter der Lei­tung von Tobi­as Zins­er erlebt hat, wird die­se ein­drucks­vol­len Kon­zer­te nicht ver­ges­sen haben.

Nun kommt der jugend­lich cha­ris­ma­ti­sche Diri­gent Tobi­as Zins­er wie­der nach Tene­rif­fa, dies­mal jedoch als Lei­ter der in vie­len inter­na­tio­na­len Wett­be­wer­ben preis­ge­krön­ten Stadt­ka­pel­le Wan­gen im All­gäu. Die mehr als 70 Musi­ke­rin­nen und Musi­ker die­ses bereits 1803 in Wan­gen gegrün­de­ten Blas­or­ches­ters zäh­len zum Bes­ten, was Deutsch­land in die­ser Musik­spar­te auf­zu­bie­ten hat. Nach­dem Tobi­as Zins­er im Jahr 2004 in der Nach­fol­ge des lang­jäh­ri­gen Orches­ter­chefs Alfred Gross die Lei­tung der Stadt­ka­pel­le über­nom­men hat­te, fei­er­ten die All­gäu­er gro­ße Erfol­ge im Aus­land, u. a. in Russ­land, und erran­gen zuletzt im renom­mier­ten Berk­hei­mer Wer­tung­s­piel-Wett­be­werb in der Höchst­klas­se das Prä­di­kat „her­vor­ra­gend“.

Was ist über­haupt ein Sin­fo­ni­sches Blas­or­ches­ter? Nein, kei­nes­falls ein Orches­ter, das Sin­fo­ni­sche Wer­ke spielt. Viel­mehr wird durch Dyna­mik, Arti­ku­la­ti­on und Sti­lis­tik ver­sucht, ein Sin­fo­nie­or­ches­ter zu imi­tie­ren. Die Wer­ke aber sind kon­zer­tant. Erwei­tert um Oboe, Fagott und Eupho­ni­um, ist der Klang eines Sin­fo­ni­schen Blas­or­ches­ters vir­tuo­ser und bril­lan­ter als bei tra­di­tio­nel­len Blas­or­ches­tern. Das erlaubt wie­der­um eine gro­ße Band­brei­te an Lite­ra­tur mit Ori­gi­nal­wer­ken wie auch Tran­skrip­tio­nen.

Zwei Platz­kon­zer­te und ein gro­ßes Kir­chen­kon­zert wird die Stadt­ka­pel­le Wan­gen auf Tene­rif­fa geben. Am 2. Novem­ber um 20 Uhr auf der Pla­za von El Méd­a­no, und am 3. Novem­ber auf dem Kirch­platz von Los Cris­tia­nos um 18 Uhr wer­den Richard Wag­ners for­mi­da­bler „Hul­di­gungs­marsch“ zu Beginn und zum Fina­le Johann Strauß‘ (Vater) fet­zi­ger „Radetz­ky Marsch“ erklin­gen. Dazwi­schen Getra­ge­ne­res: Finn­lands musi­ka­li­sches Natio­nal­epos, die „Fin­lan­dia“ von Jean Sibe­l­i­us, und Lud­wig van Beet­ho­vens „Egmont“-Ouvertüre. Aber auch vie­le der belieb­tes­ten Blas­or­ches­ter-Hits der leich­te­ren Muse wer­den zu hören sein: „River­dance“ von Bill Whel­an, die „Glenn Mil­ler-Sto­ry“, „Suite on Cel­tic Folk Songs“, „Sil­va Nigra“ von Mar­kus Götz, Johann Strauß‘ (Sohn)-Walzer „Leich­tes Blut“, „Wein Weib und Gesang“, und ande­re Publi­kums­rei­ßer mehr. Nach den Kon­zert­er­leb­nis­sen im letz­ten Jahr freu­en wir uns beson­ders auf das Wie­der­hö­ren zwei­er Mega-Melo­dien des für uns größ­ten aller Ori­gi­nal- Blas­mu­sik-Kom­po­nis­ten, Juli­us Fucik. Der Böh­me füll­te in den Jah­ren vor dem ers­ten Welt­krieg mit sei­nen Melo­dien locker jedes Sta­di­on in Ber­lin, wo er lang­jäh­rig wirk­te und über die Maßen ver­ehrt wur­de. „Atti­la“ und sein „Flo­ren­ti­ner Marsch“ wer­den auch die spa­ni­schen Zuhö­rer zum Mit-Pfei­fen brin­gen.

Wer für sich ein­mal wirk­lich tief Anrüh­ren­des gewin­nen und sich auf ein fast spi­ri­tu­el­les Erleb­nis ein­las­sen möch­te, der ver­säu­me auf kei­nen Fall das Geist­li­che Kon­zert der „Wan­ge­ner“ am 5. Novem­ber um 21 Uhr in der gro­ßen moder­nen Kir­che von El Méd­a­no. Ihr Bau ist Teil des Lebens­werks des vor­ma­li­gen Pfar­rers dort, Pal­lot­ti­ner-Pad­re Séra­fin. Auch die­ses Mal hat er sich zusam­men mit sei­nem Freund Josef Flesch­hut, ver­ehr­ter Kult-Orga­nist von Tene­rif­fa, um das Zustan­de­kom­men die­ses Gast­spiels ver­dient gemacht. Josef Flesch­hut gelang es vor Jah­ren, die größ­te bespiel­ba­re Orgel Tene­rif­fas in die­se Kir­che nach El Méd­a­no zu bekom­men. Das „König­li­che Instru­ment“ wird im Kon­zert zusam­men mit der Blas­ka­pel­le Wan­gen zu hören sein. Wir ver­spre­chen nicht zu viel, dass kein Kon­zert­be­su­cher sich der Magie der Musik von Richard Wag­ners „Ein­zug der Gäs­te ins Müns­ter“ aus dem „Lohen­grin“ ent­zie­hen wird. Einer der weni­gen Momen­te, in denen die Bear­bei­tung eines Musik­werks ihr Ori­gi­nal noch über­trifft. Der ergrei­fend war­me Sound der vie­len Holz­blä­ser dabei wird unver­gess­lich blei­ben. Vie­le berühm­te Wer­ke ande­rer Kom­po­nis­ten wer­den in Bear­bei­tun­gen für Sin­fo­ni­sches Blas­or­ches­ter erklin­gen, u.a.: Das Fina­le der 1. Sin­fo­nie von Camil­le Saint-Saens, Richard Strauss‘ „Aller­see­len“, Wer­ke von J.S. Bach, „Jesu blei­bet mei­ne Freu­de“, „Bist Du bei mir“. Zum Fina­le wird am Abend des 5. Novem­ber in El Méd­a­no mit Phil­ip Star­kes „Sun­ri­se at angel´s gate“ musi­ka­lisch die Son­ne auf­ge­hen. Der Ein­tritt zum Kon­zert ist frei. Die Stadt­ka­pel­le Wan­gen musi­ziert auch in El Méd­a­no um Got­tes Lohn. Um Spen­den zuguns­ten der Kir­chen­mu­sik wird gebe­ten.

Quel­le: Wochen­blatt es vom: 21.10.2010; Hans Rueda