Mit einer musikalischen Reise um die ganze Welt hat das Jugendblasorchester Wangen das Jahr 2011 beim Silvesterkonzert in der Waldorfschule verabschiedet. Dirigent Reiner Hobe hat sein Orchester zu musikalischer Reife geführt und dabei den jugendlichen Elan seiner Schützlinge bewahrt. Reiseleiterin Caroline Schnitzer führte charmant durchs Programm, zunächst nach Spanien zur schneidigen Ouvertüre von Bizets Carmen und – Paraderolle für die Trompeten – dem weltberühmten „Toreadors“.
Untermalt mit vibrierenden Trommelrhythmen erklang dann „African Wildlife“ von Kees Vlak. Ein erhabener Gesang wehte über die endlose Savanne und verlor sich am Horizont. In „Siyahamba“ fand sich das Motiv des Abends: auf dem Weg sein. Die sparsame Instrumentierung des afrikanischen Gesangs gab der Stimme von Theresa Gauss viel Raum zur Entfaltung. Drängende Rhythmen „Dancing Ebony“ von Carl Wittrock führte nach Holland, drängendeRhythmen und keltische Melancholie wechselten sich ab, dazwischen platzierte Solist Alexander Weh weiche Melodien und rasante Klarinettenkaskaden in allen Lagen. Es war ein feinsinnig komponiertes Werk mit glänzender Abstimmung zwischen Solist und Orchester.
Ebenfalls als Glanzstück entpuppte sich die „Kilkenny Rhapsody“ von Kees Vlak.Tänzerische Teile und ruhig schwingende Melodien vermengten sich zu einem authentischen Bild Irlands, bei dem die warme Klangfülle des Jugendblasorchesters hervorragend zur Geltung kam. Amerika steuerte Filmmusik zur Weltreise bei, zunächst „Pie in the Face“, eine musikalische Tortenschlacht im halsbrecherischen Polka-Stil, in der die Flöte von Lorna Bowden quietschfidel mitmischte. Mit Goerge Gershwins „They can’t take it away from me“ brachte Caroline Schnitzer Jazzfeeling und einen Hauch Hollywood in den Saal der Waldorfschule. Den Stolz der Provencalen hat Kees Vlak in seiner „Rhapsodie provencale“ in edel geführte Melodien gegossen, die in eine turbulente Stretta mündeten.
Russland wurde von Peter I. Tschaikowskys schönsten Melodien vertreten, und das Jugendblasorchester zeigte erneut gestalterische Geschmeidigkeit und meisterte die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten perfekt.
Das japanische Volkslied „YagiBushi“, gesetzt von Noahiro Iwai, war rhythmisch geprägt und von kleinräumigen Motiven beherrscht, die sich immer enger übereinanderschichteten – ein dicht komponiertes Klangerlebnis. Melodiös und virtuos ist Vittorio Montis „Csardas“. Bundespreisträger Johannes Ellwanger wirbelte präzise und einfühlsam mit seinem Marimbafon durch das Stück, in den schnellen Abschnitten waren die Schlägel fast nicht mehr zu sehen. Begeistert verlangten die Zuhörer ein „da capo“.
Nach dem größten Polka-Hit der vergangenen Jahre, dem „Böhmischen Traum“ von Norbert Gälle, gab es nochmals großes Gefühl mit großer musikalischer Geste: Caroline Schnitzer sang „Gabriellas Song“ aus dem Film „Wie im Himmel“. Stehender Beifall für Orchester und Solisten war wohlverdient und galt einem perfekten Auftakt für einen beschwingten Jahresausklang, bei dem der Radetzky-Marsch und platzende Luftballons nicht fehlen durften.
Quelle: Schwäbische Zeitung, vom 02.01.2012; Autor: Johannes Rahn
