Beim Sommernachtskonzert der Stadtkapelle Wangen gab es eine „Vorpremiere“: Tobias Zinser dirigierte das Programm, mit dem die Wangener am 19. Juli bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten auftreten.
Das Motto war militärisch geprägt: große musikalische Schlachtenmusiken aus Vergangenheit und Gegenwart. Es blieb aber noch genug Platz für „Unmilitärisches“.
Es war ein Erlebnis, Blasmusik dort zu hören, wo sie herkommt: unter freiem Himmel, vor der Kulisse von Rathaus und mit einer Akustik, in der sich nichts ballt, sondern alles luftig und durchsichtig erscheint. Wenn dann noch ein Blasorchester von der Qualität der Stadtkapelle spielt, ist purer Hörgenuss vorprogrammiert.
„Viva Musica“ von Alfred Reed eröffnete den Abend, eine geschmeidige, gut gelaunte Ouvertüre, die ihren Schwung aus Synkopen und einem asymmetrischen Rhythmus bezog. Dann marschierten die zwei Lager aus Beethovens „Wellingtons Sieg“ körperlich mit Pauken und Trompeten rechts und links vom Publikum auf und nahmen sich über das Tutti und die Zuhörer hinweg mit Fanfarenklängen und Kanonendonner unter Beschuss. Kanonendonner und Schlachtenlärm gingen durch Mark und Bein. Der Marktplatz bot den idealen Rahmen für dieses martialische Stück Musik, bei dem die Briten ihren Sieg schließlich mit der in eine komplexe Fuge gegossenen englischen Hymne feierten.
Nicht weniger martialisch folgte die „Ouvertüre 1812“ von Tschaikowsky. Auch hier mussten die Pauken die vom Komponisten vorgesehenen echten Kanonenschüsse ersetzen. Wildes Schlachtengetümmel stand neben ländlichem Idyll und in mehreren Anläufen prallten die Hymnen Frankreichs und Russlands aufeinander, ehe die Zarenhymne triumphierte. Die dynamische Flexibilität und klangliche Intensität der Stadtkapelle folgte den langen Steigerungen und den sich langsam aufbauenden Spannungsbögen perfekt.
„Die Fledermaus“ gibt es zur Erholung
Erholen durften sich die Zuhörer dann bei der Ouvertüre zur Operette „Die Fledermaus“ und dem Walzer „Rosen aus dem Süden“ von Johann Strauß. Hier herrschten Wiener Eleganz und Lebensfreude vor. Melodien blühten auf und tänzelten über den Marktplatz, so leicht und duftig, dass Strauß selbst seine Freude daran gehabt hätte. Die Musik, die John Williams zur „Star Wars Saga“ geschaffen hat, lebt von großartigen musikalischen Charaktersierungen und schafft es, die Zuhörer am Kampf und Sieg, Liebe und Hoffnung der Protagonisten teilnehmen zu lassen. Auch hier kam der Kern der Musik zum Blühen.
Mit „Conga del fuego“ von Arturo Marquez zeigte die Stadtkapelle dann pure Spiel- und Bewegungsfreude: geschmeidige Trompetenmelodien schwammen auf flirrenden Rhythmen, aber es gab durchaus auch melancholische Einschübe. Das verlangte nach zwei Zugaben: „Ride“, einer rasanten, aufregenden Autofahrt und einem sehnsüchtig dahinschmelzenden und, sehr zärtlichen „Nessun Dorma“ aus Puccinis „Turandot“.
Quelle: Schwäbische Zeitung vom 08.07.2014; Rahn