Auch dieses Jahr hat das das Blechbläserensemble der Stadtkapelle am dritten Advent zum Konzert in die Kirche St. Martin eingeladen. Das Repertoire, das Dirigent Tobias Zinser ausgesucht hatte, reichte von der Renaissance bis zur Moderne und volkstümlichen Liedern. Stilistische Vielfalt und klangliche Präzision bescherten den Zuhörern einen Ohrenschmaus, der zum Verweilen einlud.
Reine Blechbläserbesetzungen wirken von sich aus schon “königlich”, festlich. Das Blechbläserensemble der Stadtkapelle glänzte zusätzlich mit einem samtweichen und sehr variablen Klang, der geschmeidig und warm den großen Resonanzraum der Kirche auskleidete. Tobias Zinser verzichtete auf einführende Texte und setzte ganz bewusst auf die Macht der Musik und einer hochentwickelten Tonsprache. Und diese Musik stand da, stark und tief gegründet, prächtig in allen Facetten funkelnd im Halbdunkel der Kirche.
Kein sentimentales Brimborium
Das Ensemble agierte äußerst flexibel und mit Bedacht. Die hochromantische Harmoniefülle lag ihm ebenso wie barocke Kunstfertigkeit und volkstümliche Schlichtheit. Ein ohne sentimentales Brimborium geblasener Andachtsjodler, ein schlicht und ohne Aufwand gesetztes “Leise rieselt der Schnee”, ergriff ebenso wie die prachtvolle Renaissancepolyphonie von Cesario Gussago oder das wunderbar schreitend gespielte Choralvorspiel zu “Wachet auf” von Johann Sebastian Bach.Alte Advents- und Weihnachtslieder, sorgfältig mit harmonischen und satztechnischen Zutaten verfeinert und überhöht, vervollständigten dieses Bild einer musikalischen und dynamischen Vielfalt — etwa der aufblühende und emporsteigende Satz zu “Oh Heiland, reiß’ die Himmel auf” oder die Fuge über “Vom Himmel hoch, da komm ich her”, die nach barockem Vorbild mit höchstem technischen Feingefühl komponiert war. Eine kräftige Stimme sprach aus all dem, eine Stimme, die in ihrer Macht und musikalischen Pracht die Geräusche des Alltags übertönte und verbannte und auf das kommende Fest hinführte. Da war kein Platz mehr für vordergründige Fröhlichkeit, für schnellen Konsum oder aufgesetzte Gefühlsduselei.
Allein mit kunstvoll gebildeten und zusammengefügten Tönen, zeichnete das Blechbläserensemble das Bild eines Festes, das von Ehrfurcht, Freude und tiefem Vertrauen erfüllt ist — ganz so, wie es angekündigt worden war: eine Erinnerung an die eigentliche Bedeutung des Weihnachtsfestes.
Quelle: Schwäbische Zeitung vom 17.12.2014 Bild: Rahn
