SZ bei der Pro­ben­ar­beit der Stadt­ka­pel­le Wan­gen

Der Ter­min­ka­len­der der Stadt­ka­pel­le Wan­gen ist prall gefüllt: Fest­akt zur 1200-Jahr-Fei­er mit der Urauf­füh­rung der 8. Sin­fo­nie von James Bar­nes, das Früh­jahrs­kon­zert, ein Jubi­lä­ums­kon­zert in Balin­gen und der Deut­sche Orches­ter­wett­be­werb in Karls­ru­he im Mai. Das Pen­sum ist immens und die Pro­ben­ar­beit läuft auf Hoch­tou­ren. Die Schwä­bi­sche Zei­tung war dabei.

Die Noten der Bar­nes-Sin­fo­nie lie­gen auf den Pul­ten. Tobi­as Zins­er greift die kri­ti­schen Stel­len her­aus: „Nicht schlep­pen… – das ist gro­ße, wei­te Welt… – zu dick, zu fett…“ Er hat ein kri­ti­sches Ohr und hält als musi­ka­li­scher Regis­seur alle Fäden in der Hand, kann aber zur Solo-Oboe sagen: „Da rich­te ich mich nach dir, da bist du der Chef.“

Moti­viert und begeis­tert
Die Atmo­sphä­re ist kon­zen­triert und locker zugleich, Detail­ar­beit ist ange­sagt, aber der Humor kommt trotz­dem nicht zu kurz. Pro­ben bei der Stadt­ka­pel­le ist Arbeit, für die Musi­ker aber auch Frei­zeit­ge­stal­tung, Hob­by, ernst­haft betrie­ben und auf hohem Niveau. Das ist Tobi­as Zins­er wich­tig: Dass sei­ne Orches­ter­mit­glie­der moti­viert und begeis­tert sind, dass ihnen das Musi­zie­ren Spaß macht und das Ergeb­nis passt. Der Spa­gat gelingt und viel­leicht liegt hier der Grund, war­um die Stadt­ka­pel­le so erfolg­reich ist.

Die Auf­ga­ben wer­den nicht gerin­ger – schon gar nicht nach dem ers­ten Platz beim Deut­schen Orches­ter­wett­be­werb 2012. „Das Außer­ge­wöhn­li­che wird fürs Publi­kum zur Nor­ma­li­tät“, sagt der Diri­gent nach der Pro­be. Aber ein Wett­be­werbs­blas­or­ches­ter möch­te er nicht lei­ten. Die 20 Pro­zent Pro­fis, die die Sta­tu­ten des Orches­ter­wett­be­werbs erlau­ben, sind für ihn ein Unding. „Dann ist es letzt­lich eine Geld­fra­ge, wie gut man bei einem Wett­be­werb abschnei­det, wenn man sich Pro­fis ein­kau­fen kann.“

Frühjahr 2015 Foto: Johannes Rahn; Schwäbische ZeitungDie „Sin­fo­nie für Wan­gen“, die James Bar­nes, einer der „Big Five“ der sin­fo­ni­schen Blas­mu­sik, für die Stadt­ka­pel­le als Auf­trags­werk geschrie­ben hat, hält er in ihrer Struk­tur und musi­ka­li­schen Anla­ge mit einer klas­si­schen Sin­fo­nie ver­gleich­bar. Wie man ein Werk probt, für das es kei­ne Ton­auf­nah­me gibt, weil es zum ers­ten Mal auf­ge­führt wird? „Man hat die nack­te Par­ti­tur, die Tem­po-Anga­ben und legt los“, erklärt Tobi­as Zins­er. Regis­ter­pro­ben klä­ren das Tech­ni­sche und in den Gesamt­pro­ben liegt es dann am Diri­gen­ten, sei­nen Musi­kern ein Gefühl für das Gan­ze zu ver­mit­teln, den Klang zu len­ken und die Ent­wick­lungs­li­ni­en her­aus­zu­schä­len.

„Span­nend wir das nächs­te Wochen­en­de.“ Dann kommt der Kom­po­nist nach Wan­gen und wird die letz­ten Pro­ben selbst lei­ten. Ob dann alles so klingt, wie James Bar­nes es im Kopf gehabt hat? Die Stadt­ka­pel­le arbei­tet nicht das ers­te Mal mit Bar­nes und hat schon vie­le sei­ner Wer­ke gespielt. „Da bekommt ein Gespür für sei­ne Art, Musik zu schrei­ben“, meint Tobi­as Zins­er. „Er instru­men­tiert glän­zend und kom­po­niert sehr aus­drucks­stark.“ Das wird bereits in den Aus­schnit­ten deut­lich, die in der Pro­be zu hören waren.

Für den Orches­ter­wett­be­werb ist die Sin­fo­nie aller­dings zu lang. Also muss die Stadt­ka­pel­le par­al­lel ein wei­te­res, sehr anspruchs­vol­les Stück ein­stu­die­ren: „Audi­vi Media Noc­te“ von Oli­vi­er Waespi, des­sen Aus­schnit­te in den Pro­ben druck­voll mit mäch­ti­gen Schlag­zeug­ein­satz prun­ken. Bei­de Stü­cke wer­den beim Früh­jahrs­kon­zert am 22. März zu hören sein.

Quel­le: Schwä­bi­sche Zei­tung vom 13.03.2015 Text und Foto von Johan­nes Rahn, Schwä­bi­sche Zei­tung