James Bar­nes schafft ein gro­ßes sin­fo­ni­sches Werk

James Bar­nes gibt der Stadt­ka­pel­le für die Welt­ur­auf­füh­rung sei­ner Sin­fo­nie für Wan­gen den letz­ten Schliff.
Die „Ach­te Sin­fo­nie“ von James Bar­nes ist der Stadt Wan­gen und ihrem 1200-Jubi­lä­um gewid­met. Der erst­klas­si­ge Kom­po­nist ist aus den USA ein­ge­flo­gen, um sie mit der Stadt­ka­pel­le Wan­gen vor der Welt­ur­auf­füh­rung zur Per­fek­ti­on zu brin­gen. Zu hören ist sie beim Fest­akt am 20. März und beim Früh­jahrs­kon­zert der Stadt­ka­pel­le zwei Tage spä­ter.

Ein Blick in den Pro­ben­raumJames Barnes bereitet die Stadtkapelle Wangen auf die Uraufführung seiner Komposition vor.

Sonn­tag­mor­gen 10.30 Uhr. James Bar­nes über­nimmt vom Lei­ter der Stadt­ka­pel­le Wan­gen, Tobi­as Zins­er, das bes­tens ein­ge­spiel­te Orches­ter. Der 67-jäh­ri­ge Ame­ri­ka­ner ist seit Frei­tag in Deutsch­land und ver­strömt aller­bes­te Lau­ne. Von Jet­lag kei­ne Spur. 

Bereits am Vor­tag waren sich der Kom­po­nist und die Musi­ker erst­mals begeg­net. Sie hat­ten die Wan­gen-Sin­fo­nie durch­ge­spielt. So hieß es bei der Begrü­ßung am Sonn­tag auf Deutsch: „Ich wer­de Sie heu­te mit Klei­nig­kei­ten ver­rückt machen!“ Sei­ne Pro­be hält Bar­nes über wei­te Stre­cken auf Eng­lisch, streut manch­mal ein paar Bro­cken Deutsch ein und bei allem Ernst auch eine gute Pri­se Humor. „Wir haben genü­gend Hör­ner hier, um die Wän­de ein­stür­zen zu las­sen, also bit­te vor­sich­tig spie­len.“ Oder, als ein Regis­ter zu lei­se spielt: „Ich möch­te Euch hören. Es hat mich eine Stun­de gekos­tet, die­se Stel­le zu kom­po­nie­ren, also bit­te!“

Für Bar­nes ist es All­tag, mit einem frem­den Orches­ter zu arbei­ten. Und auch die Tat­sa­che, dass es sein Werk ist, das hier erst­mals gespielt wer­den soll, scheint den Kom­po­nis­ten, der im Som­mer nach 41 Jah­ren Dozen­ten­tä­tig­keit an der Kan­sas Uni­ver­si­ty sein Büro räu­men wird, kaum aus der Ruhe zu brin­gen. Zu sei­nen Fächern, die er seit 1977 lehrt, gehö­ren Orchestra­ti­on, Arran­gie­ren und Kom­po­si­ti­on, Blas­or­ches­ter­ge­schich­te und Reper­toirewis­sen. Sei­ne Kom­po­si­tio­nen wer­den auf der gan­zen Welt von renom­mier­ten Blas­mu­sik­or­ches­tern gespielt. 

Gro­ßer Wis­senf­un­dus

Die Ach­te Sin­fo­nie hat er der Stadt Wan­gen im All­gäu und ihrem 1200-Jahr-Jubi­lä­um gewid­met. Ver­geb­lich wird man beim Hören auf die Far­big­keit einer All­gäu­er Land­schaft oder ver­meint­lich muhen­de Kühe war­ten. Das sei auch nicht beab­sich­tigt gewe­sen, sagt Tobi­as Zins­er. „Es soll­te kei­ne Pro­gramm­mu­sik wer­den. Wir haben James Bar­nes freie Hand gelas­sen bei sei­ner Arbeit.“ Aller­dings hat­te der Kom­po­nist einen gro­ßen Wis­sens­fun­dus, auf dem er auf­bau­en konn­te. 

Er war bereits zwei­mal zuvor in Wan­gen gewe­sen: Ein­mal für einen Work­shop und dann noch ein wei­te­res Mal, um die Auf­trags­ar­beit zu ver­ein­ba­ren. Die Men­ta­li­tät der Men­schen in der Regi­on habe  er dabei ken­nen­ge­lernt, sagt Bar­nes. Und dann speis­te ihn der Diri­gent der Stadt­ka­pel­le mit allem, was er musi­ka­lisch über jenes Orches­ter wis­sen muss­te, dem die Sin­fo­nie auf den Leib geschrie­ben wer­den soll­te. „Wir haben bei­spiels­wei­se die Instru­men­tie­rung bespro­chen. Ich habe ihm außer­dem Auf­nah­men von Kon­zer­ten der Stadt­ka­pel­le zukom­men las­sen“, sagt Zins­er. 

Kam­mer­mu­sik und Tut­ti-Pas­sa­gen wech­seln sich ab

Das Ergeb­nis: „Jeder der vier Tei­le der Sin­fo­nie ist anders“, sagt Bar­nes. Es gibt vie­le kam­mer­mu­si­ka­li­sche Stel­len, an denen Musi­ker solis­tisch in Erschei­nung tre­ten. Und im Kon­trast dazu gibt es mäch­ti­ge Tut­ti-Pas­sa­gen. 

Manch­mal sei es beim Kom­po­nie­ren schwie­rig, den Roten Faden zu hal­ten, erzählt Bar­nes. Wenn man in der Mit­te ange­kom­men sei, müs­se man rich­tig in sich gehen, um noch zu wis­sen, wie der Anfang war und wie das Ende aus­se­hen soll­te. Sei­nen völ­lig über­rasch­ten Zuhö­rern erklärt er:  „Ich has­se es, Musik zu schrei­ben. Man sitzt da vor einem wei­ßen Blatt Papier und dann schreibt man drei bis vier Stun­den lang. Das ist sehr kräf­te­zeh­rend.“ Viel­leicht auch des­halb, weil so eine Par­ti­tur geschrie­ben wer­de wie ein Brief an die Musi­ker.

Ein sin­fo­ni­sches Werk mit Tief­gang

Natür­lich hofft Bar­nes, dass sein „ernst­haf­tes und abs­trak­tes Werk bei den Zuhö­re­rin­nen und Zuhö­rern ankommt.“ Zumin­dest Tobi­as Zins­er ist äußerst zufrie­den, mit der Kom­po­si­ti­on, die James Bar­nes im Okto­ber 2014 bei ihm abge­lie­fert hat: „Es ist genau das, was ich mir vor­ge­stellt habe. Es ist ein gro­ßes, sin­fo­ni­sches Werk mit Tief­gang, das sich einem erst so rich­tig erschließt, je mehr man sich damit beschäf­tigt.“

Die Ver­bin­dung zu James Bar­nes kam über Tobi­as Zins­er und sei­nen Freund, den Musik­ver­le­ger Tho­mas Run­del aus Rot an der Rot zustan­de. Zwei Jah­re lang wird nun die Stadt­ka­pel­le die Sin­fo­nie allei­ne auf­füh­ren. Dann gehen die Noten in den all­ge­mei­nen Ver­kauf. Und so wird der Name Wan­gen im All­gäu dann auch in die gan­ze Welt hin­aus­ge­tra­gen, denn im Kopf der ers­ten Sei­te heißt es „für die  Stadt Wan­gen im All­gäu zu ihrem 1200-jäh­ri­gen  Jubi­lä­um“.

Eine Ges­te an die Stadt­ka­pel­le

Sehr beein­druckt zeig­te sich Ober­bür­ger­meis­ter Micha­el Lang nach einer ers­ten Hör­pro­be am Sonn­tag. Er sieht in der Sin­fo­nie auch eine Ges­te an die sehr erfolg­rei­che Stadt­ka­pel­le und freut sich, dass sie sich mit einem so gro­ßen – gewis­ser­ma­ßen eige­nen – Stück prä­sen­tie­ren kann. 

Info: 

Am kom­men­den Frei­tag, 20. März, wer­den die Gäs­te beim Jubi­lä­ums­abend der Stadt Wan­gen im All­gäu die Urauf­füh­rung der Ach­ten Sin­fo­nie von James Bar­nes erle­ben. Zwei Tage spä­ter, am Sonn­tag, 22. März, führt die Stadt­ka­pel­le das Werk beim Früh­jahrs­kon­zert erneut auf. Dann gibt es aber noch eine gan­ze Rei­he wei­te­rer Musik­stü­cke zu hören, unter ande­rem jene, die beim Deut­schen Orches­ter­wett­be­werb gespielt wer­den. Unter den Zuga­ben befin­det sich übri­gens noch eine Urauf­füh­rung. Titel und Kom­po­nist wer­den nicht ver­ra­ten. Es lohnt sich also in jedem Fall, am Sonn­tag zu kom­men. Beginn 17 Uhr im Fest­saal der Wal­dorf­schu­le.

Quel­le: http://www.wangen.de/wangen-heute/die-nachricht/nachricht/james-barnes-schafft-ein-grosses-sinfonisches-werk.html?tx_ttnews%5BbackPid%5D=24&cHash=20336c5566d1918118cbc03bb3020c0f