Stadt­ka­pel­le Wan­gen führt mit impo­san­ten Klän­gen in die Kar­wo­che ein

Hat­te man in den katho­li­schen Kir­chen am Vor­mit­tag mit der Seg­nung der Pal­men und den Pro­zes­sio­nen zum Got­tes­dienst das „Tor der Hei­li­gen Woche“ auf­ge­sto­ßen,

so war es die Stadt­ka­pel­le Wan­gen, die am Nach­mit­tag des Palm­sonn­tags mit ihrem Kir­chen­kon­zert tief in die Kar­wo­che hin­ein­führ­te. In allen zu Gehör gebrach­ten Wer­ken wur­de das Wech­sel­spiel zwi­schen dem Dun­kel von Leid und Tod und das durch alle Trau­er hin­durch schei­nen­de Licht von Ostern ver­mit­telt.

 

kirchenkonzert2013trompetenErgrif­fen folg­ten die Zuhö­rer in der voll besetz­ten St. Ulrich­skir­che eine Stun­de lang den klas­si­schen wie neu­zeit­li­chen Kom­po­si­tio­nen, deren Aus­sa­ge­kraft kein ande­res Orches­ter bes­ser hät­te umset­zen kön­nen. Geführt von der eben­so siche­ren wie ruhi­gen Hand des Diri­gen­ten Tobi­as Zins­er bewie­sen die Instru­men­ta­lis­ten ein­mal mehr ihr außer­or­dent­lich hohes musi­ka­li­sches Niveau.

 

Schon die von Earl Slo­cum für Blas­or­ches­ter bear­bei­te­te „Toc­ca­ta“ von Girola­mo Fres­co­bal­di ließ auf­hor­chen. Homo­gen und klang­schön, wie aus einem Guss, gestal­te­ten die Holz­blä­ser die lang­sa­me, ein­lei­ten­de Pas­sa­ge. Bei geschlos­se­nen Augen glaub­te man, Strei­cher zu hören. Auch die dra­ma­ti­schen Momen­te die­ses früh­ba­ro­cken Stücks wur­den mit­rei­ßend her­aus­ge­ar­bei­tet.

 

Hat­te die Stadt­ka­pel­le mit Musik aus dem zwei­ten Auf­zug aus Wag­ners Lohen­grin, „Fei­er­li­cher Zug zum Müns­ter“, arran­giert von Luci­en Cail­liet, wie­der­um die gan­ze Brand­brei­te ihres beacht­li­chen inter­pre­ta­to­ri­schen wie tech­ni­schen Kön­nens gezeigt, so gelang es ihr mit Eric Wal­ter John Balls „Resur­gam“ end­gül­tig auf­zu­rüt­teln und Emo­tio­nen zu wecken.

 

Unter Ver­wen­dung der Pas­sa­ge einer gre­go­ria­ni­schen Toten­mes­se aus dem 13. Jahr­hun­dert erstand das düs­te­re Bild vom „Tag des Zorns“ vor dem geis­ti­gen Auge. Doch nach Todes­mo­tiv und Glo­cken­schlag kam Hoff­nung auf: „Aber sie sind in Frie­den!“ Bei „The Speech of Angels“ von Ste­phen Mel­il­lo durch­zog anschlie­ßend mit der Har­fe erzeug­tes Engels­ge­läut und beru­hi­gen­de Sphä­ren­klän­ge das Kir­chen­schiff.

 

Dann wohl der Höhe­punkt des Kon­zerts: „Et in ter­ra pax“ von Jan van der Roost. Unru­hi­ge und melan­cho­li­sche Melo­dien zum The­ma „Frie­den auf Erden“ wech­sel­ten sich ab und wur­den von Pas­sa­gen vol­ler Ruhe unter­bro­chen. Ein­ge­bet­tet in die Musik war ein Gedicht des Poe­ten Charles Hamil­ton Sor­ley mit dem Tenor „Leicht ist’s, tot zu sein“. Und immer wie­der die ein­dring­li­chen Wor­te der Musi­kan­ten, „Et in ter­ra pax“, die Gän­se­haut beim Publi­kum erzeug­te.

Impo­san­te und ele­gan­te Klän­ge von Bas­or­ches­ter und Orgel erfüll­te das Got­tes­haus bei Alfred Reeds „Alle­luia! Lau­da­mus Te“.

 

An das offi­zi­el­le Ende des Kir­chen­kon­zerts hat­te Tobi­as Zins­er Sig­frid Karg-Elerts „Lobet den Her­ren“ in der Bear­bei­tung von Sieg­mund Gold­ham­mer gesetzt. Im Stil von Fried­rich Hän­del wur­den hier sämt­li­che Regis­ter sowohl von der Orgel als auch des Orches­ters gezo­gen. Über­aus strah­lend der Aus­klang die­ses groß­ar­ti­gen, von „Pau­ken und Zim­beln“ beglei­te­ten Werks.

 

End­lich durf­te geklatscht wer­den, end­lich der Begeis­te­rung Raum gege­ben wer­den. Die Zusa­ge „Bist du bei mir, gehe ich mit Freu­den“ von Johann Sebas­ti­an Bach beglei­te­te die Zuhö­rer in den Abend und in die nach Auf­fas­sung der luthe­ri­schen Kir­che „Stil­le Woche“.

 

Quel­le: Vera Stil­ler, Schwä­bi­sche Zei­tung, erschie­nen: 25.03.2013

 

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kirchenkonzert2013