Musi­ka­li­scher Gip­fel ist Hom­mage an Beet­ho­ven

Das Jugend­blas­or­ches­ter und die Stadt­ka­pel­le gestal­ten gemein­sam ihr Früh­jahrs­kon­zert. Die musi­ka­li­schen Mög­lich­kei­ten aus­spie­len, die das Jugend­blas­or­ches­ter Wan­gen unter der Lei­tung von Rei­ner Hobe und die Wan­ge­ner Stadt­ka­pel­le mit Tobi­as Zins­er am Pult haben, ist im Mit­tel­punkt des Früh­jahrs­kon­zerts am Sams­tag­abend gestan­den.

Vor einem nahe­zu aus­ver­kauf­ten Fest­saal der Frei­en Wal­dorf­schu­le Wan­gen erklang eben­so Sin­fo­ni­sches wie Popu­lä­res. Den Gip­fel instru­men­ta­ler Aus­ge­reift­heit erklomm Johan de Meijs Kom­po­si­ti­on „Extre­me Beet­ho­ven“.

“Freu­en Sie sich auf einen abwechs­lungs­rei­chen Kon­zert­abend“, begrüß­te Gerolf Stit­zen­ber­ger, Vor­stand der Stadt­ka­pel­le, das Publi­kum, das ein fri­sches, jun­ges Musik­pro­gramm erwar­te­te. In dem Zusam­men­hang erwähn­te er den tra­gi­schen Grill­un­fall im März nahe der Praß­berg­schu­le, bei dem eine 17-jäh­ri­ge Musi­ke­rin aus dem Jugend­blas­or­ches­ter schwers­te Ver­bren­nun­gen erlitt und der­zeit in einer Stutt­gar­ter Spe­zi­al­kli­nik behan­delt wird. Ihr gal­ten die bes­ten Gene­sungs­wün­sche aller Musi­ker und Gäs­te.

Har­mo­ni­scher Gesamt­klang

jbo fruehjahr 2014Der ers­te Part des Abends gehör­te dem Jugend­blas­or­ches­ter, des­sen wei­cher, har­mo­ni­scher Gesamt­klang sich in Carl Wit­t­rocks „The Baron of Dedem“ durch­setz­te. Stür­mi­scher ging es gleich vom ers­ten Takt an in Robert Shel­dons Ouver­tü­re „Cho­reo­gra­phy“ zu, besänf­tig durch einen von Trom­pe­ten domi­nier­ten Mit­tel­teil und auf­ge­hend in einem opu­len­ten, spiel­tech­nisch ver­track­ten Fina­le.

Leicht und keck gebär­de­te sich dage­gen „Children’s March“, rockig mit ordent­li­chem Dri­ve „New Age Rock“. Dazwi­schen genoss Posau­nist Simon Weber sei­nen Solo-Auf­tritt zum Blues „Trom­bo­ne Dream“ des Argen­büh­ler Kom­po­nis­ten Wal­ter Schnei­der. Mit gewal­ti­ger Stimm­kraft, die das bekann­te Rie­seln auf der Haut ent­fach­te, sang The­re­sa Gauß mit dem Mut machen­den Pop­song „You rai­se me up“ – auch noch ein­mal, um auf musi­ka­li­schem Wege der ver­un­glück­ten Musi­ke­rin neue Kraft zu schen­ken.

„Da gehört schon was dazu, sich hier hin­zu­stel­len und so was raus­zu­las­sen“, zeig­te Tobi­as Zins­er offen sei­ne Freu­de über die bei­den jun­gen Solis­ten. Er ließ es sich nicht neh­men, die fünf für die Stadt­ka­pel­le aus­ge­wähl­ten Wer­ke selbst zu mode­rie­ren. Die Ouver­tü­re zur Oper „Mas­ka­ra­de“ des Dänen Carl Niel­sen, bei der das Lie­bes­paar Lean­der und Leo­no­ra im Mit­tel­punkt ste­hen, gehört dazu eben­so wie das bekann­te „The Hounds of Spring“.

skp fruehjahr 2014Aus­drucks­star­ke Fin­ger­zei­ge

Zins­er ist ein Fein­ner­vi­ger, der mit­tels aus­drucks­star­ker Fin­ger­zei­ge die wech­seln­den Orches­ter­sät­ze durch Höhen und Tie­fen, durch lang­sa­me und tem­po­rei­che Pas­sa­gen lenkt. Ihm gelingt es, fast unmerk­lich schwe­ben­de Über­gän­ge von stark Beweg­tem hin zu roman­tisch Gefärb­tem zu for­men.

Der Stadt­ka­pel­le bes­tes Stück am Abend war Johan de Meijs Werk „Extre­me Beet­ho­ven“. Die­se Meta­mor­pho­sen über The­men von Lud­wig van Beet­ho­ven, dar­un­ter die „Mond­schein­so­na­te“, „Für Eli­se“ und „Tür­ki­scher Marsch“, sorg­ten in der Tat für Über­ra­schun­gen.

Blas­ka­pel­le mar­schiert ein

Nicht nur rein instru­men­ta­ler Natur, wel­che sich breit auf­fä­cher­te zwi­schen kam­mer­mu­si­ka­li­schen Sequen­zen, auf­rei­ße­ri­schen Klang­col­la­gen, rocki­gen und tän­ze­ri­schen Akkor­den, ange­trie­ben von Glo­cken­spiel und Schlag­zeug.

skp fruehjahr 2014Nein, die eigent­li­che Über­ra­schung bot eine von der Saal­sei­te ein­mar­schie­ren­de Blas­ka­pel­le mit wuch­ti­gen Pau­ken­schlä­gen, wäh­rend auf der Büh­ne die Hom­mage an Beet­ho­ven sich wei­ter stei­ger­te. Hin zu Jaz­zi­gem, häm­mern­den Rhyth­men und mes­ser­scharf die Luft durch­schnei­den­den Zisch­lau­ten. Etwas aus der Pus­te gekom­men war Zins­er danach schon, aber um so glück­li­cher über die Bra­vo­ru­fe aus dem Saal. Ruhi­ger nach die­sem gewal­ti­gen Sturm klang die­ses Gemein­schafts­kon­zert mit ins­ge­samt an die 150 Musi­kern aus.

Quel­le: Schwä­bi­sche Zei­tung (Erschie­nen: 13.04.2014 17:10)