Sil­ves­ter­kon­zert der Stadt­ka­pel­le mit Vor­arl­ber­ger Sopra­nis­tin Sabi­ne Win­ter

Das tra­di­tio­nel­le Sil­ves­ter­kon­zert im Fest­saal der Wal­dorf­schu­le bestritt 2015 die Stadt­ka­pel­le Wan­gen unter der Lei­tung von Stadt­mu­sik­di­rek­tor Tobi­as Zins­er. Wolf­gang Wan­ner gab den wort­ge­wand­ten Con­fé­ren­cier, der humor­vol­le Ein­bli­cke in das Leben von Kom­po­nis­ten und Musi­kern gab.

Als adäqua­te musi­ka­li­sche Ver­stär­kung hat­te die Stadt­ka­pel­le die Vor­arl­ber­ger Sopra­nis­tin Sabi­ne Win­ter ein­ge­la­den, die nicht nur stimm­lich eine ganz her­vor­ra­gen­de Figur abgab, son­dern die sich im Gespräch mit Wan­ner auch als über­aus schlag­fer­tig erwies.

Den musi­ka­li­schen Schlag­ab­tausch eröff­ne­te die Stadt­ka­pel­le mit der Ouver­tü­re zu „Rus­lan und Lud­mil­la“ von Michail Glin­ka (1804–1857), beschwingt und mit vie­len schö­nen Melo­dien. Nicht feh­len durf­te zum Aus­klang des Jubi­lä­ums­jah­res 2015 ein Aus­schnitt aus der ach­ten Sin­fo­nie, der „Sin­fo­nie für Wan­gen“ von James Bar­nes (geb. 1949). Die Sät­ze „Roman­za“ und „Fina­le“ zeig­ten nicht nur exzel­len­te Motiv­ar­beit, ein per­fek­tes Spiel mit Gegen­sät­zen und das Atmen in natür­li­chen Ent­wick­lungs­zy­klen, son­dern auch einen tie­fen Ernst im Umgang mit all die­sen Ele­men­ten, das Gan­ze gespielt von einem Blas­or­ches­ter, das die Nuan­cen von Aus­druck und Ent­wick­lung voll zur Gel­tung brach­te.

Betö­rend kla­rer Sopran

In Puc­ci­nis zärt­li­cher Lie­bes­er­klä­rung „O mio bab­bi­no caro“ schweb­te Sabi­ne Win­ters kla­rer Sopran betö­rend über den pas­tell­far­ben dahin­ge­hauch­ten Klän­gen der Stadt­ka­pel­le. Auch im „Vil­ja-Lied“ aus „Die lus­ti­ge Wit­we“ von Franz Lehar (1870–1948) sang Sabi­ne Win­ter von Lie­be, aber hand­fes­ter und mit sinn­li­cher Lei­den­schaft, die ihren Wie­der­hall in der sat­ten Beglei­tung der Stadt­ka­pel­le erfuhr.

„Roma­ni­an Dances“ von Tho­mas Doss (geb. 1966) führ­te in die tem­pe­ra­ment­vol­le Lebens­freu­de und der­be Wild­heit der rumä­ni­schen Volks­mu­sik, schwelg­te in idyl­li­schen Son­nen­auf­gangs­be­schrei­bun­gen mit Vogel­stim­men-Imi­ta­tio­nen und stell­te Tanz- und Trink­sze­nen plas­tisch dar – sel­ten sieht man das Trom­pe­ten­re­gis­ter der Stadt­ka­pel­le laut­stark sin­gend mit Bier­krü­gen und ‑fla­schen han­tie­ren.

Leicht­fü­ßi­ger musi­ka­li­scher Tanz

Bei der Ouver­tü­re zu „Die Fle­der­maus“ von Johann Strauß jun. (1825–1899) tanz­te dann der mäch­ti­ge Orches­ter­ap­pa­rat der Stadt­ka­pel­le leicht­fü­ßig durch die schöns­ten Wie­ner Melo­dien, bevor Sabi­ne Win­ter sich hier anschloss und beschwingt und hin­rei­ßend kokett zwei Ari­en aus der glei­chen Ope­ret­te zum bes­ten gab: „Ich lade gern mir Gäs­te ein“ und „Im Feu­er­strom der Reben“. Zuvor stand sie Wolf­gang Wan­ner gewitzt Rede und Ant­wort zu Fra­gen nach Frö­schen im Hals, ver­ges­se­nen Tex­ten und attrak­ti­ven Diri­gen­ten – ein außer­mu­si­ka­li­sches High­light des Abends, das die gelös­te Stim­mung noch ver­stärk­te.

„Dan­zon Nr. 2“ von Arturo Mar­quez (geb. 1950) ließ aus der glei­chen Keim­zel­le herr­li­che Melan­cho­lie und kom­ple­xe, hyp­no­ti­sche Rhyth­men ent­ste­hen, ein mit­rei­ßen­der Mix aus Stim­mun­gen und wider­stre­ben­den Gefüh­len. Gefühls­ki­no ande­rer Art brach­te die Film­mu­sik zum Wes­tern „The Cow­boys“ von John Wil­liams (geb. 1932). In der Schil­de­rung von wil­den Pfer­den, wei­tem Land und dem Duft der Frei­heit ent­fal­te­te die Stadt­ka­pel­le ein wei­te­res Mal ihre umfang­rei­che und prä­zi­se ein­ge­setz­te Klang­pa­let­te, bevor sie dann mit dem „Mam­bo Jam­bo“ von Perez Pra­do (1916–1989) ein Feu­er­werk süd­ame­ri­ka­ni­scher Rhyth­men abbrann­te, dyna­misch raf­fi­niert umge­setzt und klang­lich hoch dif­fe­ren­ziert.

Lebens­al­ter­sum­me von 3000 Jah­ren

Nach dem Rück­blick auf 2015, bei dem die Stadt­ka­pel­le bei den Jubi­lä­ums­fei­er­lich­kei­ten das gan­ze Jahr über sehr prä­sent war, hielt Wolf­gang Wan­ner auch noch einen Aus­blick auf 2016. Da hat sich die Stadt­ka­pel­le wie­der für die Bun­des­aus­schei­dung im Deut­schen Orches­ter­wett­be­werb qua­li­fi­ziert. Und die Lebens­al­ter­sum­me ihrer Mit­glie­der erreicht exakt 3000, was ein neu­er Anlass für ein Jubi­lä­um wäre, so es denn gebraucht wür­de.

Musi­ka­lisch ver­ab­schie­de­ten sich die Stadt­ka­pel­le und Sabi­ne Win­ter mit einem jaz­zi­gen „They can’t get That away from me“ von Gero­ge Gershwin und dann folg­te tra­di­tio­nell der Radetz­ky-Marsch mit knal­len­den Luft­bal­lons.

Quel­le: Schwä­bi­sche Zei­tung vom 01.01.2016 von Johan­nes Rahn; Foto: Chris­toph Mor­lok